Projektwoche „Antisemitismus und Antijudaismus in Vergangenheit und Gegenwart“ des Jahrgangs 11 vom 17.10. bis 21.10.2022

  • Erstellt von Autoren: Jens Lock und Nata Bölter

Erstmals wurde vor den Herbstferien in der 11.Klasse eine Projektwoche zum Thema „Antisemitismus und Antijudaismus in Vergangenheit und Gegenwart“ durchgeführt. Organisator war die Evangelische Kirchengemeinde St. Nikolai Jüterbog unter Leitung von Pfarrer Tileman Wiarda. Dementsprechend groß waren bei allen Beteiligten Interesse und Neugier, Aufregung und manchmal sicher auch Skepsis.

Die Projektwoche begann am Montag mit einer Einführungsveranstaltung im Gemeindehaus.  Anschließend wurden historische Quellen, z.B. Auszüge aus den „Protokollen der Weisen von Zion“, untersucht. Darin finden sich zahlreiche Leitelemente antisemitischer Hetze, die schon von den Nazis aufgegriffen wurden und in letzter Zeit erneut auftauchen, wie die Unterstellung einer „Jüdischen Weltverschwörung“ oder des Anstrebens der „Jüdischen Weltherrschaft“.

Der Dienstag sollte mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „Vorurteile und Urteile“ im Gemeindehaus beginnen. Ein Videoimpuls zu Beginn bewirkte, dass trotz des schwierigen Themas sofort eine lebhafte Diskussion einsetzte. Anschließend beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler mit Biografien jüdischer Menschen, die während der NS-Zeit Verfolgungen ausgesetzt waren.

Am Mittwoch und am Donnerstag fanden Exkursionen nach Berlin statt. Frau Zscherpel führte uns zuerst zum Bahnhof Grunewald. Von hier wurden viele Tausend Jüdinnen und Juden durch die Deutsche Reichsbahn in die Vernichtungslager der Nazis transportiert. Das Mahnmal „Gleis 17“ soll daran erinnern. Die Natur, die die Gleisanlage zunehmend in Form von Bäumen und Sträuchern, die aus dem Schotterbett herauswachsen, zurückerobert, ist Bestandteil des Mahnmals. Denn nie wieder wird ein Zug dieses Gleis befahren.

Zweites Ziel dieses Tages war der Jüdische Friedhof in Weißensee. Das 42 ha große Areal mit insgesamt 115 000 Grabstellen bildet den größten jüdischen Friedhof Europas. Frau Zscherpel führte uns zu einer Stelle, wo alte Thorarollen beerdigt wurden und erklärte dort die große Bedeutung von Thorarollen für den jüdischen Ritus. Weiterhin wurden die Gräber des jüdischen Widerstandskämpfers Herbert Baum und des Schriftstellers Stefan Heym besucht.

Der von Herrn Wiarda geleitete Exkursionstag hatte als erstes Ziel das beeindruckende, aber weitgehend unbekannte Denkmal in der Rosenstraße. Hier hatten 1943 hunderte Frauen für die Freilassung ihrer jüdischen Männer demonstriert. Auch die Einschüchterungsversuche durch Polizei und SS konnten sie damals nicht von ihrem Protest abbringen. Mehrere hundert Männer mussten deshalb nach einer Woche von der Gestapo aus dem Sammellager Rosenstraße, von dem aus sie in die Vernichtungslager deportiert werden sollten, wieder entlassen werden. Dieses eindrucksvolle Beispiel zeigt auch, dass Protest und Widerstand nicht völlig unmöglich waren.

Der zweite Teil des Tages war dem jüdischen Leben und jüdischer Kultur in Deutschland, Europa und der Welt seit dem Mittelalter gewidmet. Das Jüdische Museum Berlin ist die größte derartige Einrichtung in Europa.

Am Freitag hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, die Vielzahl von Eindrücken kreativ zu verarbeiten und in eigene Kunstwerke zu übersetzen. Ihrem Interesse folgend, konnten sie sich literarisch, künstlerisch oder musikalisch ausdrücken. Die Literaten präsentierten am Ende des Tages Gedichte, die mit starken sprachlichen Bildern berührten. Die Künstler verliehen ihren Emotionen in vielfältiger Farb- und Formensprache auf Plakaten Ausdruck. Die Musiker kreierten eine Ton- und Klangcollage, die auf sehr beeindruckende Art und Weise die Darstellung des Denkmals in der Rosenstraße zum Leben erweckte.

Abschließend können wir feststellen, dass die Veranstaltungsreihe eine sinnvolle Ergänzung zum Schulunterricht darstellt. Unser großer Dank gilt deshalb der Evangelischen Kirchengemeinde Jüterbog und hier besonders Frau Zscherpel und Pastor Wiarda für die engagierte Organisation und Durchführung.

 

 

Foto 1:

Schülerinnen und Schüler der 11.Klasse mit Pastor Wiarda am Denkmal in der Rosenstraße.

Fotograf: Jens Lock

 

Foto 2:

Detailaufnahme Mahnmal Gleis 17, Bahnhof Grunewald.

Foto: Axel Mauruszat

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Foto 3:

Holocaustgedenkstätte und Arkadengang am Eingang des Jüdischen Friedhofs Berlin-Weißensee

Foto: Angela M. Arnold

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Schülerinnen und Schüler der 11.Klasse mit Pastor Wiarda am Denkmal in der Rosenstraße. Fotograf: Jens Lock

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Detailaufnahme Mahnmal Gleis 17, Bahnhof Grunewald. Foto: Axel Mauruszat https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1043442

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Holocaustgedenkstätte und Arkadengang am Eingang des Jüdischen Friedhofs Berlin-Weißensee Foto: Angela M. Arnold https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10074471